18.67 Kilometer auf Rollern von Teningen nach Bangkok
Von Teningen nach Bangkok – mit Motorrollern. Was nach einer langen Odysee klingt ist die 18.067 Kilometer lange Geschichte von Bernd Brockhoff und Jochen Schröck.
Jochen Schröck (links) und Bernd Brockhoff reisten von September bis Dezember gemeinsam mit dem Motorroller nach Bangkok. Foto: Markus Zimmermann
Wenn Bernd Brockhoff und Jochen Schröck von ihrer Reise erzählen, leuchten ihre Augen. 18.067 Kilometer haben die beiden auf Motorrollern hinter sich gebracht. So groß ist, Umwege eingerechnet, die Distanz zwischen Teningen und Bangkok. Sechs Jahre Vorlauf hatte die Reise, die ihnen unvergesslich in den Köpfen steckt.
"Auf der viermonatigen Tour gab es mehr Schlag- als Funklöcher"
Bernd Brockhoff
Mit durchschnittlich 50, 60 Stundenkilometern, maximal 80, war das Duo unterwegs, auch wenn ihre Motorroller deutlich mehr hergegeben hätten. Von einer gemütlichen Tour ("Zuckeln"), spricht der Bottinger Jochen Schröck. Tagesetappen von durchschnittlich 250 Kilometern fuhren sie, nur einmal seien es knapp 500 Kilometer gewesen. Das Tempo bestimmt habe vor allem der Wunsch, den Blick nicht immer auf die Straße zu heften, sondern auch etwas von den Ländern mitzubekommen und auch das Nashorn am Straßenrand noch wahrzunehmen.
Topstraßen im Iran
Teils lag es auch am Straßenzustand. "In Indien waren wir viel auf Nebenstraßen unterwegs, weil wir mit unseren Fahrzeugen nicht auf die Hauptrouten durften", so der Nimburger Brockhoff. Die Konsequenz war, dass die Fahrt einem "um die Löcher herum schlängeln" glich. "Dafür hatten wir im Iran Topstraßen, von denen wir uns hierzulande eine Scheibe abschneiden können", ergänzt Schröck. Eines aber sei gewiss: "Auf der viermonatigen Tour gab es mehr Schlag- als Funklöcher", so Brockhoff. Bedeutend für das Reisetagebuch im Internet, aber auch, um vor jeder Etappe die Unterkunft am Ende des Tagestrips zu buchen.
"Wir wussten die grobe Richtung, Genaueres haben wir von Tag zu Tag festgelegt", so die Weltenbummler. Der einzige feste Termin sei die Einreise nach Burma gewesen, weil das Land nicht unbegleitet bereist werden darf. Ein Umstand, dem sie das kulinarische Highlight der Reise verdanken. "Ohne unseren Führer hätten wir nie eine so reichhaltige vegetarische Platte bekommen, wie sie uns aufgetischt wurde", ist Brockhoff sicher. Auf vegetarisch hatten sie sich eingestellt, nachdem sie von Magen-Darm-Problemen in Indien ausgebremst wurden. Ausgefallene Speisen mieden sie, nicht jedoch "meine geliebten Süßspeisen", so Schröck.
Nur einmal lagen die Nerven blank
Für beide gab es nur eine Situation, in der die "Nerven blank lagen". Andere Reisende hatten ihnen in Pakistan die Region um Gilgit schmackhaft gemacht und für Brockhoff, einen Freund der Berge, war es ein Ziel, dem Himalaya nah zu sein. "Der Nanga Parbat lag zum Greifen nah, doch die Anfahrt im Konvoi mit Militärs gestaltete sich äußerst schwierig", erklärt er. "Fast hätten wir gestritten, ob wir weiter fahren sollen oder umdrehen." Dann jedoch fällten sie die Entscheidung, dieses Ziel aufzugeben.
An den Punkt, ihren Trip aufzugeben, kamen die beiden nie. "Nicht ein Gedanke daran", so Schröck und Brockhoff betont "ganz im Gegenteil".
"Der Weg war unser Ziel, als wir uns entschlossen, auf anderem Weg als mit dem Flugzeug dorthin zu kommen"
Jochen Schröck
An manchen Abenden spannen sie Ideen, wie es wäre, einfach weiter zu fahren. So waren ihre Gefühle bei der Ankunft in Bangkok zwiespältig. "Wir haben es geschafft, ohne Probleme, Unfall oder Krankenhaus", erinnert sich Schröck an eine emotionale Achterbahnfahrt; denn zugleich war die große Reise jetzt zu Ende. Am Ortseingang der Metropole habe er keine Emotionen verspürt, eher Ernüchterung, sagt Brockhoff. Den inneren Jubel hatte er da schon hinter sich, auf den Gipfeln der letzten Berge, als ihm bewusst wurde: "Wir schaffen es". Für die Kindheitsfreunde, die schon mehrfach in Asien gewesen waren, erklärt sich das ganz einfach. "Der Weg war unser Ziel, als wir uns entschlossen, auf anderem Weg als mit dem Flugzeug dorthin zu kommen", so Schröck. Was sie faszinierte, war "der langsame, der schleichende Übergang von einer Kultur in die andere", so Brockhoff.
Mut, Zeit und Angespartes
Abenteuerlust brauche es für so eine Reise nicht, nur ein bisschen Mut, Zeit und Angespartes. Für Nachahmer, gleich mit welchen Ziel, haben sie nur einen Rat: "Fahrt los und zwingt euch in keine zu detaillierte, fixe Planung", so Schröck. Auf der Reise ergäben sich so viele Situationen, die es zu ergreifen gelte – jede unerwartete Wendung sei für etwas gut, ergänzt Brockhoff. Mit dieser Offenheit konnten sie sich auch auf die große Gastfreundschaft, die sie während der Fahrt immer und überall erlebten, einlassen.
Auf zu neuen Ufern? "An Ideen mangelt es nicht und die Motorroller, die per Spedition zurückgekommen sind, stehen auch wieder parat", erklärt der 46-jährige Brockhoff. "Vorerst jedoch sind wir hier", sagt der 48-jährige Schröck, der erst am 28. Februar zurückgekommen ist. Er hatte sich ein halbes Jahr von der Arbeit freistellen lassen. Jetzt geht es erst wieder daran, Urlaub und Geld zu sparen.