Auf unserem Weg kamen wir auch an einem mächtigen Brettwurzelbaum vorbei, vor dem Jochen wie ein Zwerg aussah, und man nur erahnen konnte was hier vor Jahren noch stand. Unser letzter Stopp vor dem Einchecken ins Hotel war die U-Bein Brücke, die ein paar Kilometer vor Mandalay liegt. Die Brücke aus dem Jahr 1850, ist mit 1,2 Kilometer die längste und älteste Teakholz-Brücke der Welt, und wird noch heute von Fußgänger und Radfahrer zum überqueren des Taungthaman See benutzt. An einer der zahlreichen Buden belohnten wir uns mit einem kühlen Getränk aus einer braunen Flasche..
Den ganzen Tag, besonders bei Sonnenauf und Untergang, tummeln sich hier zahlreiche Touristen um die Brücke im orangen Licht mit ihren Kameras einzufangen. Ich entfernte mich von der wuseligen Menge, um in Ruhe die Sonne hinter den Bergen verschwinden zu sehen, aus denen wir gerade gekommen waren. Es ist schon sehr beeindruckend die Fischer hier beim Sonnenuntergang zu beobachten, und die schlammig nasse Füße nahm ich für tolle Fotos gerne in kauf.
Als die Sonne dann untergegangen und ich wieder zurück in der Gruppe war, was unsern Begleiter der Regierung sichtlich entspannte, ging’s weiter zum Hotel. Nicht wirklich das beste auf unsrer Reise. Zum Abendessen machten wir uns mit den Roller auf in die Stadt, und fanden auf dem Nachtmarkt genau das richtige Ambiente, um den Abend freudig ausklingen zu lassen.
Mandalay liegt am über 2000 Kilometer lange Fluss Irrawaddy, dessen Quelle irgendwo in Tibet liegt. Dieser Strom durchschneidet ganz Myanmar vom Norden bis ins Mündungsdelta, 160 Kilometer südwestlich von Rangun, an der Andamanensee. Die Lebensader Myanmars ist für die Menschen immens wichtig, da das Delta Großflächig zum Reisanbau genutzt wird, und der fischreiche Fluß die Nahrungsgrundlage komplettiert.
Die alte Königsstadt Mandalay und seine Umgebung ist voll von prächtigen Tempeln und Pagoden, und so hatte unser Guide ein Besuch des Mandalay Hill geplant. Da wir jedoch den Vormittag schon mit Tempelaufenthalten verbracht hatten, entschieden wir uns dagegen. Ich stand dazu schon einmal auf dem Hügel und schlug Jochen als Alternative eine Bootsfahrt auf dem Irrawaddy vor, was uns beiden auf Anhieb besser gefiel. Unser Guide war sichtlich geschockt über unsere Absage und wusste nicht so recht damit umzugehen. Ganz im Gegensatz zu unserem coolen Fahrer des Begleitfahrzeug, der seinen freien Nachmittag mit einem freudigen Lächeln annahm.
Wieder einmal hatten wir unglaublichen Dusel. Wir stoppten mit dem Bus an einem Office was eher wie ein Wohnzimmer aussah, und Miu sprach kurz mit den Damen darin.
Nach ein paar netten Gesprächen wurden wir uns schnell über den Preis einig, und buchten eine Fahrt mit einem River Lounge Boot. Wegen mangelnder Nachfrage der bekamen wir das ganze Boot, was für 24 Personen ausgelegt ist, für einen Spottpreis. Wir verabschiedeten unsere Begleiter, und freuten uns auf die Fahrt nach Mingun. Mingun liegt etwa 40 Minuten Flussaufwärts auf der anderen Seite, und hat einige Sehenswürdigkeiten. Wir fuhren nicht mal 15 Minuten, da tat es ein Schlag und wir stoppten abrupt. Die Kette vom Ruder war gerissen. Am Anker in Flussmitte, tauchten die Jungs der Crew um den Schaden zu beheben, was auch recht schnell gelungen war. In Mingun angekommen erblickten wir schon vom Fluss aus den Sockel einer gigantischen Pagode. Das halbfertige Bauwerk hat eine Seitenlänge von 72 m und eine Höhe von 50 m. Bei Fertigstellung hätte die Pagode eine unglaubliche Höhe von 152 m gemessen, und wäre somit die größte der Welt geworden. Davor stehen auch zwei mächtige Chinthes, Wächterlöwen, die eine Höhe von 33 Meter hatten bevor sie beim großem Erdbeben 1838, fast komplett zerstört wurden. Auf einem der Fotos steht Jochen neben einem heruntergefallenem Auge. Auch die weltgrößte intakte Glocke, mit einer Höhe von 4 Meter einem Durchmesser von 5 Meter und einem Gewicht von 90 Tonnen, hängt hier in Mingun.
Das absolute Highlight war dann noch die Rückfahrt mit dem River Lounge Boot. Zum einen bereitete die tolle Crew perfekte Cocktails, und zauberten dann ein perfektes BBQ Dinner auf einer Sandinsel inmitten des Irrawaddy.
Die Vorbereitungen dazu verfolgte ich im Sand sitzend, freute mich über das toll leuchtende Feuer dass die Jungs in einer Sandkuhle gemacht hatten. Es brannte so super hell dass ich den Boots Manager fragte:
„Sag mal Bjowie, benutzt ihr eigentlich ein spezielles Holz, damit das Feuer so super brennt?“. Was es auch wirklich tat.
Er Antwortete kurz und trocken, mit einem breiten freundlichen Lächeln auf dem Gesicht:
„No Sir, we using Diesel“ :-)
Ich benötigte eine Sekunde um es zu kapieren, was man wohl auch in meinem Gesichtsausdruck sah, und musste dann gnadenlos lachen. So ist das, andre Länder andre Sitten.
Wir genossen ein grandioses BBQ „Diesel“-Dinner, mit wirklich gutem französischem Rotwein. Ein perfekter Abschluss dieser Bootsfahrt.
Mandalay bezeichnet man auch als Goldstadt, da hier immer noch hauchdünnes Goldpapier in Handpapier hergestellt wird. Buddhisten in der ganzen Welt verwenden dieses um es an Buddhastaturen aufzubringen. Sehr eindrucksvoll sieht man dass im Mahamuni Buddha Tempel wo ausschließlich männliche Buddhisten, Frauen ist es untersagt so nahe ran zu gehen, dieses Blattgold auf die bronzene Statur aufbringen. Auf 15 Zentimeter ist diese Schicht aus purem Gold bis heute angewachsen. An manchen knubbeligen Stellen sogar auf über 20 Zentimeter.
Der sehr ursprünglichen und farbenfrohen Fisch, Geflügel , Obst und Gemüsemarkt, den man hier am Flussufer findet, spiegelt die fischreichen Gewässer und fruchtbaren Ackerböden im Schwemmland des Irrawaddy.
Mandalay und Umgebung hat mich auch bei meinem zweiten Besuch nach 2009 fasziniert, und die herzigen witzigen Menschen dieses Landes, brachten mir immer ein freudiges Lächeln entgegen.
Amazing Myanmar