Ich habe von diesem Park schon oft Berichte gelesen und Dokumentationen gesehen, doch in natura ist das alles ganz anders. Ein bekannter der hier vergangenes Jahr mit seinem Rad vorbei kam, berichtete mir ebenfalls von dem Park. Dafür nochmals danke Klemens.
Schon die Anreise war sehr spektakulär. Nach unsrer Übernachtung in Guwahati, direkt am gewaltigen Brahmaputra Fluss gelegen, starteten wir früh morgens die Etappe nach Kohora. Wir wählten diesen Ort da er direkt am Haupteingang des Kaziranga Park liegt.
Schon in Guwahati windete sich die Straße in zahllosen Kurven den Hügel hinauf, und verschwand immer wieder im dunkelgrüne des Dschungel.
Ca. 40 Kilometer vor unserem Ziel, wechselten sich dichter Wald und Teeplantagen ab. Dicht dahinter sah man immer wieder große Seen und riesige Flächen mit Elefantengras. An einer freien Stelle sah ich plötzlich ein großes Tier drin stehen. Zuerst dachte ich an einen Wasserbüffel, aber es war ein Panzernashorn. Ich stoppte mein „Scooter“ und sah noch zwei weitere Exemplare. Irgendwie war es wie im Film. Ich suchte nach Absperrungen und Zäune, aber da waren keine. Die Tiere leben hier vollkommen frei. In manchen Bereichen gibt es zur Straße hin Zäune, um die Tiere zu den Korridoren zu lotsen, wo sie etwas sicherer die Straße überqueren können. An diesen Stellen sind sogenannte Speed Bumps in die Straße eingebaut, was man sich wie ein Waschbrett aus Beton vorstellen kann. Mich hat es etliche male aus dem Sattel gehauen, weil ich diese fiesen Dinger zu spät bemerkte. Die Korridore werden hauptsächlich von den Elefanten, Rotwild, Büffel und Wildkatzen benutzt. Die Nashörner halten sich überwiegend auf der Parkseite auf, auch weil sie das hohe Elefantengras und die Wasserlöcher bei den Seen mögen.
Der Kaziranga Nationalpark wird zur einen Seite von dem großen Brahmaputra Strom, zur anderen Seite durch diese Straße begrenz. Die Berge außerhalb des Parks, sind mit üppigem Wald bewachsen. Dazwischen liegen etliche Teeplantagen sowie Felder der Bewohner, was immer wieder zu Konflikten mit den Elefanten führt. Auch hier müssen die Bauern fast jede Nacht die Elefanten von ihren Feldern vertreiben.
Wir buchten eine Elefanten Safari um den Panzernashörner noch etwas näher zu kommen. Früh am Morgen um 5.30 ging es in den Park, um mit den Elefanten durch das hohe Gras zu trotten. Die Kulisse war grandios. Der Frühnebel hing noch über dem Elefantengras und die Sonne war noch nicht zu sehen. Lediglich etwas Licht brach über den Horizont und alles wirkte irgendwie magisch. Als dann die ersten Nashörner im hohen Gras auftauchten, die Sonne es langsam schaffte über den Horizont zu kriechen, war der Moment absolut Perfekt. Diesen Tieren so nahe zu kommen ist schon etwas ganz besonderes.
Nach 50 spannenden Minuten sind wir zurück im Taxi und auf dem Weg zum Frühstück, doch am Nachmittag wartete noch eine Jeep Safari auf uns.
Vom Ort Kaziranga ging es in die Western Range des Parks. Mit dem Jeep kam man den Tieren jetzt nicht mehr ganz so nahe, was aber nicht weniger beeindruckend war. Zweieinhalb Stunden fuhren wir auf schmalen Schotterpisten durch diesen Teil des Parks. Mit vielen kleinen Seen, hohem Gras und dichtem Wald, besitzt dieser Teil eine sehr abwechslungsreiche Vegetation. Die Chance einen Tiger zu sehen ist vorhanden, jedoch nicht sehr groß. Nach Aussage des Guide, leben im und um den Park ca. 100 Exemplare. Wir sahen leider keinen, dafür aber zahlreiche Elefanten, Büffel, Rotwild, Affen etliches aus der geflügelten Welt und natürlich Panzernashörner. 2401 davon leben Park. Stand November 2016.
Wilderer machen es den Ranger schwer die Population aufrecht zu erhalten. Für den Abschuss eines Tieres, erhalten Sie 20-25.000 Indische Rupien, was ca. 320 Euro entspricht. Bei einem durchschnittlichem Einkommen von 3000-5000 IR im Monat natürlich sehr verlockend. Die Strafen für ein Abschuss, mit maximal 3 Monate Haft, fallen eher gering aus. Wohl auch deswegen verliert man 30-40 Tiere jährlich durch Wilderei.
Die Wilderer kann ich noch irgendwie verstehen, wenn ich die Lebensumständen in dieser Region sehe, doch nicht die Hintermänner. Die Leute zu fassen, die das große Geld damit machen, wäre viel wirkungsvoller im Kampf gegen dieses schmutzige Geschäft.